DIE GRÜNDUNGS- UND AUFBAUPHASE

Der 1945 durch den Einmarsch der Alliierten Truppen beendete Zweite Weltkrieg hatte großes Elend auch über die Menschen in Österreich gebracht. Der allgegenwärtige Mangel an lebenswichtigen Dingen prägte den Alltag der Menschen.

Um die triste Lage möglichst rasch zu verbessern, sollte der sehnlichst erhoffte Wiederaufbau des Landes unbedingt auch von einer starken Interessensvertretung der Arbeitnehmer:innen und Angestellten mitgestaltet werden – dies vor allem durch die Verbesserung ihrer Einkommenssituation.

Die Gründer des ÖGB: Lois Weinberger (ÖVP, erster Vizepräsident), Johann Böhm (SPÖ, erster Präsident), Gottlieb Fiala (KPÖ), Foto: Zvacek

Das war das vorrangige Ziel jener Männer, die am 15. April 1945 den Österreichischen Gewerkschaftbund, in der Form, wie wir ihn heute kennen, gegründet haben. Sie wussten, dass der Weg zum Ziel über ein neues Kollektivvertragsgesetz führte, das 1947 tatsächlich in Kraft trat und den Arbeitsmarktparteien (insbesondere Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände) volle Verhandlungsautonomie hinsichtlich Entlohnung und vieler Festlegungen bezüglich der Arbeitsbedingungen der Menschen überantwortete.

Die Gründung des ÖGB-Verlags

Viele Mitglieder und eine hohe Mobilisierungskraft entscheiden - damals wie heute - über die politische Durchsetzbarkeit gewerkschaftlicher Forderungen. Erfolgreiche Pressearbeit ist dafür unerlässlich. Für Verwaltungstätigkeiten der gerade im Aufbau befindlichen Gewerkschaftspresse und die Herausgabe und den Vertrieb von Gewerkschaftsschriften bleibt da im Pressereferat des ÖGB wenig Zeit.

Die Auslagerung dieser Aufgaben in ein eigenes Unternehmen ist daher naheliegend – der ÖGB-Verlag wird gegründet. Mit der operativen Leitung werden Fritz Klenner, der gleichzeitig auch das Pressereferat des ÖGB leitete und Leopold Freudenberger betraut. Ihrem unermüdlichen Engagement in den bis etwa 1960 folgenden Jahren ist der erfolgreiche Start des jungen Unternehmens und seine Weiterentwicklung vom Einzelunternehmen hin zur „Verlagsgemeinschaft“ zu verdanken.

Erster Firmenbucheintrag des ÖGB-Verlags 1947
Betriebsbesuch des ersten ÖGB-Präsidenten Johann Böhm beim ÖGB-Verlag 1954, Foto: Kammler

Der Verlagsgründer Fritz Klenner

Schwierige erste Jahre

Das erste Jahr war besonders schwierig. Die Währungsreform im Dezember 1947 hatte für viele Verlage katastrophale Auswirkungen, da das eingeschränkte Papierkontingent nur knapp bemessen und von den Besatzungsmächten kontrolliert verteilt wurde. Die Folgen dieser großen Krise auf dem österreichischen Buchmarkt war, dass die Buchproduktion im belletristischen Bereich von über 1000 Titeln im Jahr 1947 im folgenden Jahr auf etwa 600 Titel zurückfiel. Dem Verlag des ÖGB gelang es diese Krise durch vernünftiges Agieren und Geschick zu überstehen.

Die Bücher und Broschüren, die der ÖGB-Verlag nun zu publizieren begann, dienten vornehmlich der Information und Weiterbildung von Betriebsrät:innen und Gewerkschaftsfunktionär:innen, aber auch der Bildung der breiten Arbeitnehmer:innenschaft.

Schon 1946 erschien als Broschüre das „Angestelltengesetz“ von Friedrich Hillegeist (dem Vorsitzenden der Gewerkschaft der Angestellten in der Privatwirtschaft und Nationalrat) in erster Auflage in 36.000 Exemplaren „zum Preise von S 0,60“. Bereits 1953 ging das Standardwerk „Angestelltengesetz“ in die 4. Auflage (5000 Exemplare zum Verkaufspreis von S 7,80).

Foto: Kammler
Foto: Kammler

ÖGB-Verlag-Geschäftsführer in der Aufbauzeit

Fritz Klenner, 1947-1955

Leopold Freudenberger, 1947-1961

Zu dem Zeitpunkt (Anm.: im Jahr 1953), als ich in den Verlag eingetreten bin, gab es noch keinen Kopierer im Verlag. Als Rechenmaschinen hat es elektrische Additionsmaschinen gegeben und Handkurbelmaschinen zum Multiplizieren.

Fritz Fadler, ehem. Geschäftsführer des ÖGB-Verlags (1997-2001)

Podcast "75 Jahre ÖGB-Verlag"

Fritz Fadler
Vom Aufbau des Unternehmens bis ins neue Jahrtausend

In der ersten Folge unseres Podcasts spricht Gerald Wödl mit Fritz Fadler. Fritz Fadler ist schon im Jahr 1953 als Lehrling in den ÖGB-Verlag eingetreten und kennt die Geschichte des Unternehmens daher besonders gut aus eigenem Miterleben. Sein beruflicher Weg hat ihn bis in die Geschäftsführung der Jahre 1997 bis 2001 geführt. Sein unermüdlicher Einsatz für das operative Geschäft des ÖGB-Verlags als Fachbuch- und auch Zeitschriften-Verlag wirkt in einigen Bereichen noch bis heute intensiv nach.

 

QUIZ "75 Jahre ÖGB-Verlag"

Jetzt amQuizteilnehmen und gewinnen!

Frage 1 von 4

Wann wurde der ÖGB-Verlag gegründet?

Frage 2 von 4

In welchem heutigen österreichischen Fernsehsender steckt ein gutes Stück ÖGB-Verlag-Geschichte drin?

Frage 3 von 4

Wo befand sich die am weitesten von Wien entfernte Buchhandlung, die jemals zur Unternehmensgruppe des ÖGB-Verlags gehörte?

Frage 4 von 4

Im Jahr 1995 war der ÖGB-Verlag noch an einigen Druck- und IT-Unternehmen, anderen Verlagen und Buchhandlungen beteiligt. Wie viele waren es insgesamt?

Vielen Dank für die Teilnahme

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Die Gründungs- und Aufbauzeit in Bildern

Foto: Kammler
Werbeauto & Werbefahrt des ÖGB-Verlags zur AbonnentInnen-Gewinnung
Preise für Abonnentenwerbung (1952), Foto: Kammler
Besuch des ersten ÖGB-Präsidenten Johann Böhm beim ÖGB-Verlag 1954, Foto: Kammler
Auszug des Buchangebots des ÖGB-Verlags 1951
Werbestand des ÖGB-Verlags beim ÖGB-Bundeskongress 1951

PUBLIKATION 75-JAHRE ÖGB-VERLAG